Lothar Rochau, 67, Jugenddiakon, Sachsen-Anhalt
Am 23. Juni 1983 schlug die Stasi zu: Um 6 Uhr hämmerte es an unsere Wohnungstür in Halle-Dölau. Zwei Männer schlugen derart wütend gegen die Tür, dass wir dachten, die wird eingetreten. Nachdem wir geöffnet hatten, war ihr erster Satz: „Guten Morgen, ziehen Sie sich an und packen Sie das Nötigste ein. Wir nehmen Sie zur Klärung eines Sachverhaltes sofort mit. Beeilung.“ Ihr Ziel war, Druck auszuüben, mich und meine Frau einzuschüchtern. Unser Sohn Tobias bekam das natürlich mit seinen sechs Jahren alles mit.
Umgehend begann eine Wohnungsdurchsuchung. Ich wurde in Handschellen abgeführt und in die MfS-Untersuchungshaftsanstalt „Roter Ochse“ nach Halle, Am Kirchtor 20a, gebracht. Dort angekommen, musste ich mich nackt ausziehen, penibel schaute ein Wärter in alle Körperöffnungen. Die Stasi erreichte vorübergehend ihr Ziel: Ich fiel in ein seelisches Loch. Ich lebte nicht mehr und war fortan eine Nummer: 56. Die Nummer meiner Zelle, ein etwa drei Mal vier Meter großer Raum, von dem teilweise der Putz herunterbröckelte. Das Verlies hatte zwar ein Fenster, aber man konnte nicht hindurchschauen. Es handelte sich um sogenanntes Milchglas – das Tageslicht konnte man bestenfalls erahnen. Ein Tisch, zwei Stühle, zwei Betten sowie ein Klo, das in einer Ecke stand zählten zum Inventar. Nachts wurde mitunter die Lampe angelassen, die keinen Schirm hatte und dadurch grelles Licht streute, um uns mürbe zu machen.
Zu den Methoden gehörte ferner, dass die Wärter nachts an die Zellentür schlugen, damit wir nicht schlafen konnten. Sie behandelten mich wie Abschaum, wie Dreck, den man sich beim Waschen abspülen muss. Mein Zellennachbar hatte die Nummer 56/1, ich war 56/2. Was ich damals nicht wusste: 56/1 war ein IM, der mich aushorchen sollte. Wer hier in der Stasi-U-Haft landete, war ein Staatsfeind. Und die wurden als solche auch so behandelt, die bekamen des Zorn des Staates in voller Härte zu spüren.
Erschwerend kam hinzu, dass der Sommer furchtbar heiß war, in der Zelle herrschte stickige Luft. Frische Luft gab es nicht, das Fenster blieb zu. Wer dann seine Notdurft verrichtete, hatte übelste Gerüche hinzunehmen. Wer gesundheitlich nicht auf dem Posten war, hatte ein weiteres Problem, denn ärztlichen Beistand gab es nur in absoluten Ausnahmefällen....
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