Bernd Schweiker, 73, Rentner, Sachsen-Anhalt
Die Höhe seines monatlichen Verdienstes bei der LPG galt zu DDR-Zeiten als guter Durchschnitt. Das fällt dem Senior nun auf die Füße, denn seine Rente reicht gerade so zum Leben, ist aber zum Sterben zu viel.
Um Reichtümer geht es uns beileibe nicht. Wir stehen mit dem Problem des mickrigen Ruhegeldes nicht allein da. Tausenden geht es doch ähnlich. Die Wende sehen wir positiv, es wurde viel erreicht. Dennoch würden wir der Bundeskanzlerin ins Stammbuch schreiben: „Frau Merkel, es geht im Land sozial ungerecht zu. Das muss sich schleunigst ändern.“ Revolutionäre Selbstverwirklichung gehörte allerdings nicht zu meiner Lebensauffassung. Auf dem Land Arbeit zu finden, war kein Thema. Vor der scheute ich mich nie. Auch nicht davor, mich weiterzubilden.
Ich besitze einen Meisterabschluss und arbeitete einige Jahre als Werkstattleiter in der LPG. Nach der Wende ist unsere landwirtschaftliche Einrichtung, die insgesamt einige Hundert Beschäftigte zählte, liquidiert worden. Von den 20 Mitarbeitern unserer Werkstatt blieben neben mir weitere fünf Kollegen. Wir wurden in einen Landtechnik-Reparaturstützpunkt weiter beschäftigt. Über etliche Jahre lief alles reibungslos. Bis 2003. In dem Jahr bin ich am Herzen operiert worden. Mit 63 Jahren. Kaum war die „Pumpe“ medizinisch wieder hergerichtet, musste ich den nächsten Schlag hinnehmen: Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus erfolgte auch die Entlassung aus meinem Betrieb. Es gab angeblich keine Verwendung für mich. Obwohl ich seit 1967 bei der LPG beschäftigt war, sagte mir mein Chef das nicht einmal persönlich, sondern schickte die Kündigung mit der Post. Noch unpersönlicher ging es nicht. Ich hatte das Gefühl, entsorgt worden zu sein. Bei mir kamen 200 Überstunden zusammen, doch die wurden einfach unter den Tisch gekehrt. Rund 2 000 Euro hätten mir dafür zugestanden. So ist das nun mal mit der Freiheit. Nach der Arbeitslosigkeit beantragte ich zwei Jahre später meine Rente. Die betrug 780 Euro. Dafür hatte ich also ein ganzes Leben hart gearbeitet. Bei mir stand keine Fehlschicht zu Buche, ich war nicht einen Tag arbeitslos, erledigte Wochenendarbeit, Früh- und Spätschicht. Ich habe wahrlich geschuftet. Und dann das. Als ich meinen Bescheid erhielt, fiel ich fast in Ohnmacht. Mir wurde gesagt, ich hätte zu wenig verdient.
Die LPG hatte mir etwa 650 Mark im Monat gezahlt, das war guter Durchschnitt. Dafür bekam ich nun die Quittung. Ein Schock, aber nicht zu ändern. Meinen Kollegen aus jener Zeit erging es ähnlich. Was hätte ich denn damals anders machen sollen? In Österreich wäre mir das nicht passiert. Österreichische Rentner erhalten weit über 50 Prozent mehr Geld als Rentner in Deutschland. Aber unser Staat umgeht dieses Modell und schlägt einen Riesenbogen darum. Die Politiker machen einfach die Augen zu, klar, sie sind ja abgesichert. Ich hingegen spreche Klartext: Der deutsche Staat bestraft mich! Und viele andere gleich mit! Das ist das Ungerechte an diesem System...
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